Entscheidungen finden

Wie hat der Presserat entschieden?

Rüge, Missbilligung oder Hinweis, wie hat der Presserat entschieden? Hier können Sie online in der Spruchpraxis des Presserats eine Auswahl an Beschwerdefällen von 1985 bis heute recherchieren.

Bitte beachten: Im Volltext abrufbar sind nur Entscheidungen mit den Aktenzeichen ab 2024, z.B. 0123/24/3-BA!
Sie müssen dazu immer das volle Aktenzeichen eingeben, also 0123/24/3-BA.

Nach detaillierten Richtlinien (z.B. 8.1) können Sie erst ab den Fällen aus 2024 recherchieren. Ältere Fälle werden nur unter der entsprechenden Ziffer (z.B. 8) angezeigt.

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Entscheidungsjahr
6739 Entscheidungen

Wann ist ein Lehrer „Top“ und wann „Flop“?

Eine Regionalzeitung berichtet über eine Aktion im Internet, bei der Schüler ihre Lehrer in verschiedenen Kategorien benoten können. In dem Beitrag kommen der Mitinitiator der Aktion, ein Lehrer und ein Schüler zu Wort. Neben dem Textbeitrag werden zwei Ranglisten unter den Überschriften „Top-Lehrer“ und „Flop-Lehrer“ veröffentlicht. Die Lehrerinnen und Lehrer werden mit Nachnamen, Bewertungsnote und Schule dargestellt. Ein denkbarer „Spitzenreiter“ der Flop-Liste - bewertet mit der Note 3,9 - und eine Leserin wenden sich an den Deutschen Presserat. Sie bemängeln die stümperhafte Recherche. Die „Umfrage“ sei nicht repräsentativ. Da nur der Nachname genannt werde, sei nicht klar, ob er, seine Frau oder ein Kollege gleichen Namens gemeint sei. Die Beschwerdeführer sind der Ansicht, dass die Namensnennung eine Ehrverletzung und Verunglimpfung darstelle. Der Lehrer stellt klar, er sei keine Person der Zeitgeschichte. Die Chefredaktion der Zeitung weist die Vorwürfe zurück. Sie verweist auf ein Urteil des Landgerichts Köln vom 11. Juli 2007, wonach die Lehrer-Benotung auf der Internet-Seite „spickmich.de“ durch das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt sei. Es handele sich um Werturteile und nicht um Tatsachenbehauptungen. Die veröffentlichten Ranglisten basierten auf Daten, die im Internet frei zugänglich seien. Die Veröffentlichung sei auf eine heftige Resonanz in der Lehrerschaft gestoßen. Dies habe die Chefredaktion zum Anlass genommen, mit den Schulleitern der Stadt ein Gespräch zu führen, das sachlich verlaufen sei. Als Ergebnis des Treffens habe der Lokalchef in einem Kommentar festgestellt, dass die Bewertungskriterien bei „spickmich.de“ keine pädagogisch-realistischen Bewertungen zuließen. Mit dem Beschwerdeführer habe die Chefredaktion vereinbart, dass die Zeitung keine Klarstellung zu den drei gleichnamigen Personen bringen werde. (2007)

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Werbung in redaktioneller Aufmachung

Eine Zeitschrift mit Eltern als Zielgruppe bringt eine Beilage im DIN-A5-Format unter dem Titel „Optimal ernährt lernen Kinder leichter“. Sie enthält ein Impressum mit der Angabe einer redaktionell Verantwortlichen. Die Beilage beschäftigt sich mit dem Thema Nährstoffe. Sie enthält zwei Anzeigen einer Margarine-Marke. Auf Seite 7 steht ein Beitrag unter der Überschrift „Leerer Bauch studiert nicht gern“, dem der Hinweis auf die Internet-Adresse der Marke beigestellt ist. Zwei Leser der Zeitschrift halten den Beitrag für Werbung in redaktioneller Aufmachung und wenden sich mit einer Beschwerde an den Deutschen Presserat. Bei den Lesern entstünde der Eindruck, es handle sich um einen redaktionellen Beitrag. In Wirklichkeit jedoch sei es eine reine Werbeveröffentlichung. Der Hinweis auf die Internetseite der Margarinefirma überschreite eindeutig die Grenze zwischen redaktionellen und werblichen Inhalten. Die Rechtsabteilung der Zeitschrift teilt mit, dass der kritisierte Beitrag von einer „freien Redakteurin“ verfasst worden sei. Diese sagt, in dem kurzen Beitrag sei es nicht möglich gewesen, ausführlich auf die besondere Bedeutung eines gesunden Frühstücks für die Funktion des Gehirns bzw. die kindliche Hirnentwicklung einzugehen. Deshalb habe sie auf die familienfreundlich gestaltete und wissenschaftlich sehr gut aufbereitete Hintergrundseite der Margarinefirma hingewiesen. Die Autorin, so die Rechtsabteilung weiter, habe versichert, dass der Hinweis auf die Webseite in keiner Weise durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen beeinflusst gewesen sei. Auch die Redaktion weise einen solchen Vorwurf von sich. Allerdings empfinde die Redaktion den Hinweis bei nochmaliger Betrachtung angesichts der übrigen Gestaltung der Beilage als nicht glücklich. In vergleichbaren Fällen werde man künftig auf derartige Hinweise verzichten. (2007)

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Anzeige sollte „redaktionell“ wirken

Die ganzseitige Anzeige eines Mobilfunk-Providers ist in einer Computer-Zeitschrift abgedruckt. Sie besteht aus einem zweispaltigen Textblock und einem einspaltigen Bildblock. Rechts oben über dem Bildblock ist der Hinweis „Anzeige“ zu sehen. Nach Auffassung eines Lesers, der sich an den Deutschen Presserat wendet, ist nicht klar erkennbar, dass es sich bei der Seite um eine Anzeige handelt. Der zweispaltige Bildblock könne ebenso gut ein redaktioneller Beitrag sein. Die Seite enthalte grafische Elemente, die die Zeitschrift auch sonst auf ihren redaktionellen Seiten verwende. Auch werde der Name des Blattes in der Anzeige viermal erwähnt. Der Beschwerdeführer äußert die Vermutung, die Gestaltung der Anzeige sei absichtlich so gewählt worden, damit der Leser nicht erkennen soll, dass es sich um Werbung handelt. Vielmehr solle ihm suggeriert werden, es handele sich um eine redaktionelle Leistung. Auch die Chefredaktion der Computerzeitschrift ist nicht glücklich mit der Gestaltung der Anzeige, so ihre Rechtsabteilung. Üblicherweise würden dem Chefredakteur alle kritischen Motive zu Prüfung vorgelegt. In diesem Fall jedoch war das nicht der Fall, weil der Anzeigenkunde die Seite nicht offen gelegt, sondern darauf verwiesen habe, dass es sich um eine schon mehrmals veröffentlichte und deshalb bekannte Gestaltung handele. Dies belegen Beispiele aus vorangegangenen Ausgaben, doch ist dort das Wort „Anzeige“ wesentlich größer gehalten. Auch sind dort andere grafische Elemente verwendet worden. Als die kritisierte Anzeige im Blatt stand, habe der Chefredakteur den Vorfall zum Thema in der Redaktionskonferenz gemacht und angeordnet, dass sich derartiges nicht wiederholen dürfe. Als Beleg dient eine korrekt gestaltete Anzeige aus einer folgenden Nummer, die erschien, als die Presseratsbeschwerde noch nicht vorlag. (2007)

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„Promotion“ reicht nicht als Kennzeichnung

„Bachblüten – Die sanfteste Versuchung der ganzheitlichen Medizin“ – so überschreibt eine Zeitschrift einen Beitrag zum Thema Bach-Blüten-Therapie. Die blau unterlegte Doppelseite ist jeweils am oberen äußeren Rand überschrieben mit dem Hinweis „Promotion Heilen“. Am Ende des Artikels werden in einem Kasten die Adressen diverser deutscher Heilpraktikerverbände veröffentlicht. Nach Auffassung eines Lesers erscheint die Veröffentlichung durch ihre Aufmachung wie ein redaktioneller Beitrag, obwohl es sich um Werbung handelt. Der Hinweis „Promotion“ reiche nicht aus, den Werbecharakter der Doppelseite klar zu machen. Insbesondere ältere Leser könnten mit diesem Begriff wenig anfangen. Der Leser wendet sich an den Deutschen Presserat. Man habe guten Glaubens gehandelt – so der Zeitschriftenverlag – als man die Veröffentlichung mit „Promotion Heilen“ kennzeichnete. In künftigen Fällen werde die Redaktion Beiträge mit werblichem Inhalt stärker kennzeichnen. Die Zeitschrift weist die Vermutung des Beschwerdeführers zurück, die Leserschaft des Blattes sei „sehr alt, also über 70“, und kenne daher den Begriff „Promotion“ nicht. Der Altersdurchschnitt liege zwischen 45 und 60 Jahren. Diese Altersgruppe wisse durchaus, was der Begriff bedeute. Sie sei mit einer modernen Sprache und der Verwendung englischer Begriffe bestens vertraut. (2007)

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Detailliert über Familiendrama berichtet

Unter der Überschrift „Und bist du nicht willig“ berichtet eine Großstadtzeitung über die Auswirkungen der Ehescheidung eines Elternpaares auf die neunjährige Tochter. Dabei wird – bei veränderten Namen – detailliert berichtet, welche Regelungen das Gericht insbesondere im Hinblick auf den Umgang des Vaters mit dem Kind getroffen hat und wie die Umsetzung dieser Regeln sich in der Familie zu einem Kampf entwickelte. In allen Einzelheiten schildert die Zeitung, wie die Tochter sich zunehmend dem Kontakt mit dem Vater verweigerte und ihn letztlich vollständig ablehnte. Aus dieser Situation resultierte schließlich die Unterbringung des Kindes in einer Pflegefamilie. Aus dem Beitrag sprechen eine Ablehnung der Autorin gegenüber der Haltung des Vaters und eine gewisse Sympathie mit der Mutter. Der Anwalt des Vaters kritisiert die Berichterstattung und wendet sich an den Deutschen Presserat. Die Zeitung habe einseitig berichtet. Dabei erscheine er durchgehend negativ und als schlechter, selbstsüchtiger und durch die Andeutung in der Überschrift sogar als brutaler Vater, während seine Ex-Frau nur als fürsorgliche, um das Wohl des Kindes bemühte Frau dargestellt werde. Trotz der Veränderung der Namen sei die Familie für ihr engeres Umfeld erkennbar. Dies verletze sowohl seine als auch die Persönlichkeitsrechte seiner Tochter. Der Beitrag sei ihm gegenüber vorverurteilend und durch die detaillierte Ausbreitung privater Angelegenheiten in der Öffentlichkeit äußerst schädlich für die Entwicklung des Kindes. Ein öffentliches Interesse an seiner persönlichen Geschichte und der seiner Familie gebe es nicht. Die Rechtsabteilung der Zeitung bestreitet den Vorwurf, mit der Story gegen presseethische Grundsätze verstoßen zu haben. Weder habe die Redaktion nachlässig recherchiert noch habe sie sich einer Vorverurteilung schuldig gemacht. Bewusst habe sie darauf verzichtet, die geschilderten Personen erkennbar darzustellen. Die Autorin ergänzt, es habe sich nicht um eine Geschichte über ein Scheidungspaar und sein Kind, sondern um die Schilderung des Verhältnisses des Staates zu Familien in Trennungssituationen gehandelt. Es gehe um ein Kind, das nach der Trennung der Eltern nicht zu seinem Vater wollte und allein deshalb in Obhut genommen worden sei. Diese gesellschaftliche „Unsitte“ sei von erheblichem öffentlichem Interesse. Die Geschichte lebe von persönlicher Authentizität und Anschaulichkeit, ohne die Personen erkennbar zu machen. Die Verfasserin des Artikels räumt ein, dass sich der Eindruck von Subjektivität und Parteinahme nicht ganz vermeiden lasse, was am Auftreten der Eltern liege und an der Tatsache, dass die Interessen von Mutter und Kind identisch seien. (2007)

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Die Gäste schadstoffarm nach Hause gebracht

Ein Nachrichtenmagazin veranstaltet ein Fest, über das es ausführlich berichtet. Der letzte Satz des Artikels lautet: „Nach dem Feiern brachte ein VW-Wagenservice mit CO2-armen Passats Blue Motion die Gäste nach Hause.“ Ein Leser sieht den Trennungsgrundsatz nach Ziffer 7 des Pressekodex mit dieser Aussage verletzt. Er wendet sich an den Deutschen Presserat. Es entstehe ein Werbeeffekt für den VW-Konzern und die Marke VW-Passat. Die Leser wären auch umfassend informiert worden, wenn es geheißen hätte: „Nach dem Feiern brachte ein Wagenservice mit schadstoffarmen Autos die Gäste nach Hause.“ Nach Auskunft der Chefredaktion hat weder der Autor des Beitrags noch die Redaktion insgesamt mit der Organisation des Festes etwas zu tun gehabt. Der Autor habe auch keinen Kontakt mit VW gehabt. Er habe die Firma und die Fahrzeuge nicht erwähnt, weil er VW einen Gefallen tun wollte, sondern allein aus der Überlegung heraus, dass es vor dem Hintergrund der aktuellen Klimadebatte für die Leser von Interesse sein könnte, dass bei dem Fest auf klimafreundlichen Transport geachtet worden sei. Die Angabe im Artikel diene allein Informationszwecken. In einer wesentlich von Markenprodukten geprägten Welt sei auch die Nennung von Marken in der redaktionellen Berichterstattung geradezu unvermeidlich. Die vom Beschwerdeführer dargelegte Formulierung sei bei weitem nicht gleichwertig. Hier hätten die Leser raten müssen, um welche Fahrzeuge es sich gehandelt habe. Dabei hätten die meisten wohl falsch getippt. Die Leser hätten zu Recht erfahren, dass es sich um Passat-Limousinen gehandelt habe. (2007)

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Mordtat in allen Einzelheiten geschildert

Der Bericht über einen Mordprozess erscheint in einer Regionalzeitung unter der Überschrift „Frau ´zerlegt wie ein Stück Vieh´“. An diesem Verhandlungstag hatten die Rechtsmediziner das Obduktionsergebnis mitgeteilt. Der Artikel gibt die Aussagen sehr detailliert wieder. In allen Einzelheiten wird geschildert, welche Verletzungen der Frau zugefügt worden waren und auf welche Weise dies vermutlich geschehen ist. Ein Leser, der den Deutschen Presserat anruft, stellt aus seiner Sicht eine „reißerische Detailversessenheit“ fest, durch die die Ziffern 9 und 11 des Pressekodex verletzt worden seien. Nach seiner Auffassung werde die Frau durch die Berichterstattung „ein zweites Mal zerlegt“. Der Beschwerdeführer befürchtet, ein solcher Beitrag könne andere Täter zu Nachahmungstaten animieren oder als Vorlage für Internet-Filme dienen. Die Chefredaktion der Zeitung kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Zum einen sei nicht erkennbar, wer von einer Ehrverletzung nach Ziffer 9 des Pressekodex betroffen sein könnte. Zum anderen sei die Darstellung der Gewalt, mit der der Täter vorgegangen sei, nicht unangemessen sensationell nach Ziffer 11 des Pressekodex. Der Berichterstatter habe sich an die Fakten gehalten. Es habe sich aber nicht um einen Taschendiebstahl, sondern um die grauenhafte Folterung und Zerstückelung eines Menschen gehandelt. Die Zeitung habe auch darlegen wollen, wie wenig Eindruck selbst eine solche Tat heutzutage mache. Er spielte damit auf das Verhalten vieler Zuhörer an, die in den Verhandlungspausen Verpflegung aus Rucksäcken geholt und sich ungerührt gestärkt hätten. Der Chefredakteur bittet auch zu berücksichtigen, dass der Beschwerdeführer gegen die Zeitung aus angeblich religiösen Gründen einen regelrechten Kreuzzug führe. Der Mann habe auch Briefe an die Anzeigenkunden der Zeitung geschrieben, in denen er diese fragte, ob sie in dieser Zeitung überhaupt noch inserieren wollten. (2007)

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Der „Pailetten-Gnom“ und die „Ost-Mafia“

Unter der Überschrift „Aufstand gegen die Ost-Mafia – War diese Transe wirklich so viel besser?“ berichtet eine Boulevardzeitung über den jüngsten Schlager-Grand-Prix. Sie spricht von „Punkteschacherei“. Im ersten Satz heißt es: „Unsere Kohle wollen sie, aber unsere Musik nicht“. In dem Beitrag geht es um den 19. Platz des für Deutschland startenden Roger Cicero. In einem Interview des Blattes kommen der Sänger selbst, Komponist Ralph Siegel und der Grand-Prix-Kommentar Peter Urban zu Wort. Ein Leser wendet sich an den Deutschen Presserat. Nach seiner Ansicht werde das Ergebnis des „Eurovision Song Contest“ zu einer skandalösen Hetze gegen die osteuropäischen Teilnehmer genutzt. Die Zeitung verwende gar den Begriff „Ost-Mafia“. Wie eine Analyse des NDR ergeben habe, wäre das Ergebnis des Wettbewerbs nicht viel anders ausgefallen, wenn nur die westeuropäischen Stimmen gewertet worden wären. Der Beschwerdeführer spricht von einer auch inhaltlich nicht haltbaren Feststellung und insgesamt von Volksverhetzung. Er beschwert sich auch über die Bezeichnung „Pailetten-Gnom“ für Verka Serduchka aus der Ukraine, der den Wettbewerb gewonnen hatte. Die Rechtsabteilung der Zeitung weist darauf hin, dass es schon auffallend sei, wenn bei einem europäischen Gesangswettbewerb die ersten 16 Plätze von Osteuropäern besetzt würden. Im letzten Drittel der Tabelle drängle sich der Westen. Häufig sei am Rande der Veranstaltung von „Seilschaften osteuropäischer Länder“ gesprochen worden. Die Bezeichnung des Abstimmungsverhaltens als „Ost-Mafia“ kennzeichne diese Tendenz schlagwortartig. Dabei sei für den Leser eindeutig klar, dass es sich hier keinesfalls um eine Bezeichnung für kriminelles Verhalten handele. Mit der Bezeichnung „Pailetten-Gnom“ habe die Redaktion das Äußere des Wettbewerbsiegers kommentiert, der sein schrilles Outfit ganz bewusst für diesen Auftritt ausgewählt habe. So sei eine Diskriminierung nicht gegeben. (2007)

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Angler hat toten Jungen am Haken

Eine Regionalzeitung veröffentlicht unter der Überschrift „Schock für Elb-Angler: Am Haken hing ein Toter“ einen Beitrag über einen Angler, der einen toten Mann aus der Elbe gezogen hat. Beigestellt ist ein großformatiges Foto, auf dem der Angler mit gepixeltem Gesicht zu sehen ist, wie er vor der vor ihm liegenden Leiche steht. Diese ist nicht zu erkennen. Zu sehen ist nur, dass irgendetwas vor ihm liegt. Das Foto ist sehr unscharf und „pixelig“. Beschrieben wird das Bild mit folgenden Worten: „Den schrecklichen Anblick wird Joachim G. sein Leben lang nicht vergessen können: Am Altengammer Elbdeich zog der Mann eine Leiche aus der Elbe. Es war der Körper des seit vier Tagen vermissten Felix (16)“. Der Vater des tot aufgefundenen jungen Mannes wendet sich als Beschwerdeführer an den Deutschen Presserat. Er empfindet die Berichterstattung als unangemessen. Sie verletze die Würde des Toten und die Gefühle der Angehörigen in gröbster Weise und stelle eine menschliche Tragödie in zynischer und geschmackloser Weise dar, um mit einem möglichst reißerischen Titel den Verkauf der Zeitung zu steigern. Der Chefredakteur der Zeitung steht auf dem Standpunkt, dass ein Verstoß gegen die Ziffern 10 und 11 des Pressekodex nicht vorliegt. Auf dem Foto sei der Leichnam abgedeckt, so dass man ihn nicht erkennen könne. Das Gesicht des Anglers sei ebenfalls gepixelt worden. Die Redaktion habe bewusst darauf verzichtet, ein Foto zu veröffentlichen, das zu Lebzeiten des Felix aufgenommen worden sei. Falls sich der Vater oder Dritte in ihrem sittlichen Empfinden verletzt fühlten, entschuldige sich die Zeitung. Das habe sie auch mit einem Schreiben an den Vater getan. Im Übrigen habe die Zeitung wahrheitsgemäß berichtet, ohne die Grenzen der unangemessenen Darstellung zu überschreiten. Trotzdem werde diese Beschwerde zum Anlass genommen, künftig die Veröffentlichung solcher Fotos zu überdenken. (2007)

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Neues Auto im redaktionellen Teil gepriesen

Unter der Rubrik „Lebensart“ erscheint in einer Illustrierten ein Beitrag mit der Überschrift „Lustobjekt“. Im Untertitel heißt es: „Audi A5/S5 – Endlich wieder ein Coupé aus Ingolstadt. Es ist schnell – und sexy“. Eine Schauspielerin und ihr Mann haben das Auto gefahren und bewerten es im Beitrag positiv. Auch der Designer kommt zu Wort; er lobt seinen Entwurf. Dem Artikel beigestellt sind zwei Fotos, die die Schauspielerin, ihren Mann und den Wagen zeigen. Der Beschwerdeführer sieht einen Fall von Schleichwerbung, da das Auto positiv und schwärmerisch beschrieben werde. Der Hersteller habe das Schauspieler-Ehepaar für eine Kampagne engagiert. Die Fotos stammten – ebenso wie die Zitate – aus dieser Werbekampagne. PR-Material sei unkritisch übernommen worden. Nach Auffassung der Chefredakteurin müsse ein People-Magazin Berichte personalisieren. Auf der kritisierten Seite würden mehrere Personen und mehrere Automarken beschrieben. Die Berichte der Zeitschrift unter „Lebensart“, „Stars and Cars“ und „Auto-News“ seien noch nie beanstandet worden. Normalerweise sei ein konkretes Ereignis Grund für eine Berichterstattung. Auch aus dieser Sicht würde kein Fabrikat besonders hervorgehoben. Die geschilderten Tatsachen seien wahr und selbstverständlich habe die Illustrierte keine Gegenleistung erhalten. Die Redaktion – so die Chefredakteurin abschließend – suche im Gefolge intensiver Gespräche nach einer Konzeption, bei der sich von vornherein jegliche Diskussion erübrige, die Zeitschrift jedoch journalistisch nicht geschwächt werde. (2007)

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