Entscheidungen finden

Wie hat der Presserat entschieden?

Rüge, Missbilligung oder Hinweis, wie hat der Presserat entschieden? Hier können Sie online in der Spruchpraxis des Presserats eine Auswahl an Beschwerdefällen von 1985 bis heute recherchieren.

Bitte beachten: Im Volltext abrufbar sind nur Entscheidungen mit den Aktenzeichen ab 2024, z.B. 0123/24/3!
Die Entscheidungen vom März und Juni 2024 sind bereits hochgeladen, die Fälle aus der September-Sitzung folgen noch.

Nach detaillierten Richtlinien (z.B. 8.1) können Sie erst ab den Fällen aus 2024 recherchieren. Ältere Fälle werden nur unter der entsprechenden Ziffer (z.B. 8) angezeigt.

Sie haben Fragen zu unseren Sanktionen? Hier finden Sie Erläuterungen.

 

Entscheidungsjahr
6546 Entscheidungen

Polemischer Stil

Ein Nachrichtenmagazin berichtet, in der Bundesrepublik könnte jeder zweite der schwer Nierenkranken durch Empfang eines Spenderorgans wieder ein weitgehend normales Leben führen. »Doch die westdeutschen Nierenverpflanzer liegen weit zurück- nicht nur weil es an Spendernieren mangelt: Ein Kartell von Medizinern, Geräteindustrie und Dialysevereinen ist darauf bedacht, die Zahl der Blutwäsche-Patienten hoch zu halten«, heißt es im Vorspann. So habe ein Interessenverband, der sich um Dialyse und Nierentransplantation sorge, die Unterstützung für die notwendige Erweiterung eines süddeutschen Transplantationszentrums verweigert, statt dessen ein neues Dialysezentrum vorgeschlagen. Daraufhin sei das Projekt nicht weiter verfolgt worden. Der zitierte Verband sieht Ärzte und Institutionen diffamiert und verächtlich gemacht. Der Artikel enthalte eine Fülle unwahrer Behauptungen. (1989)

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Meinungsumfrage

Eine Zeitschrift veröffentlicht unter der Überschrift »Krieg den Alten!« das Ergebnis einer Umfrage über das Verhältnis der jungen Generation zur alten. Auf drei Seiten, die jeweils mit dem Schlagwort »Krieg!« überschrieben sind, wird berichtet, dass die jungen Deutschen den Generationenvertrag kündigen, nachdem die Alten »unsere Welt ruiniert und uns die Zukunft genommen« haben. Dargestellt werden die Probleme staatlicher Daseinsfürsorge und schwindender familiärer Bindungen, der »Egoismus« und das »Anspruchsdenken« der Alten. Mitarbeiter einer Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Neurologie sehen in dem Beitrag eine Volksverhetzung, die Feindschaft und Hass gegen die Generationen der Alten wecke. Mit der Frage »Unterstützen Sie die Idee, alten Menschen zu erlauben, selbst den Zeitpunkt ihres Todes wählen zu können?« werde die menschenverachtende Devise propagiert, »wer nicht mehr arbeite, brauche auch nicht zu essen«. (1989)

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Diskriminierung von Ausländern

Eine Lokalzeitung kritisiert die Verwendung von »fragwürdigem Unterrichtsmaterial« an der Kaufmännischen Schule der Stadt. Schülern solle mit Ausdrücken wie »Spaghettifresser« und »Den verdammten Ausländern gehört der Führerschein entzogen« beigebracht werden, wie ein sachlicher Bericht auszusehen habe. Das Unterrichtsmaterial sei fragwürdig, wenn es unkommentiert bleibe. Es habe unter Ausländern zu Unruhe geführt Warum die Schule es verwendet habe, sei nicht zu erfahren gewesen, da ein Gesprächspartner von der Schule nicht zu erreichen gewesen sei. Zwei Wochen später veröffentlicht die Zeitung unter der Überschrift »Nicht ausländerfeindlich« eine Stellungnahme der Schule. In einer Beschwerde beim Deutschen Presserat wirft eine Lehrerin der Schule dem Verfasser der kritischen Betrachtung vor, ungeprüft Behauptungen übernommen zu haben, die beim Leser Eindrücke entstehen lassen, die nicht den Tatsachen entsprechen. (1989)

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Wahrheitsgehalt

Ironie

Eine Tageszeitung veröffentlicht einen Leserbrief, dessen Autor sich für den Einsatz von Flugsimulatoren ausspricht, damit auf Tiefflüge verzichtet werden könne. Er kritisiert den von einem Offizier geäußerten Vergleich zwischen Flugzeug und Simulator (»Das eine kann dich umbringen, das andere nicht«) und folgert, danach müsse man also die Simulatoren der Wirklichkeit anpassen, um das Problem lösen zu können: Simulatoren müssten den Piloten wirklich in Mitleidenschaft ziehen. »Im Fall eines Unfalls könnte der Pilot zum Beispiel mit Flugkerosin übergossen werden, das gleich angezündet wird«, schreibt er wörtlich. Weitere Ausführungen in diesem Sinne folgen. - Zwei Monate später erscheint in derselben Zeitung ein Beitrag über das Problem der Tiefflüge. Darin wird u.a. berichtet, der namentlich genannte Autor habe in einem Leserbrief die Entwicklung von »Echtsimulatoren« vorgeschlagen, in denen die Piloten wie in richtigen Flugzeugen sterben sollen. Wörtlich heißt es: »Im Falle eines Unfalles, fabuliert der Doktor menschenverachtend, könnte der Pilot zum Beispiel mit Flugkerosin übergossen werden, das gleich angezündet wird.« Jener sieht sich öffentlich herabgesetzt und legt Beschwerde beim Deutschen Presserat ein. Bei der Äußerung in seinem Leserbrief habe es sich erkennbar nicht um einen realistischen Vorschlag gehandelt. (1988/89)

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Faktenmissbrauch

Eine Zeitschrift kommentiert im Editorial die Gehaltsforderungen der bundesdeutschen Fluglotsen sowie Bestrebungen der Bundesregierung, das gesamt Flugleitwesen zu privatisieren. Unter der Überschrift »Erpressung als Gewohnheitsrecht« wird mitgeteilt, der Innenminister habe den »bockigen Lotsen« und »Bummlern«, »dieser beamteten Pressure Group«, nachgegeben und eine außerordentliche Anhebung der Bezüge bewilligt, damit der »Goslow« endlich ein Ende nehme. Die Fluglotsen werden weiter als »Wegelagerer des Luftverkehrs«, als »Geiselnehmer« und »stationäre Sesselwächter« bezeichnet. Einer der Betroffenen beschwert sich. Der Kommentar enthalte Unwahrheiten und sei beleidigend. (1989)

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Namensnennung

Produktvergleich

Eine Fachzeitung vergleicht verschiedene Registrierkassen. Dabei wird ein Produkt mit kritischen Anmerkungen bedacht, die auf Informationen basieren, die ein Journalist bereits zwei Jahre zuvor verbreitet hat Bereits damals war das beschriebene Gerät schon gar nicht mehr auf dem Markt. Dies war zu jenem Zeitpunkt auch dem Journalisten bekannt. Die Herstellerfirma sieht In dem veralteten Artikel eine Geschäftsschädigung, die Redaktion bedauert die Veröffentlichung, der Autor hüllt sich trotz mehrfacher Erinnerung in Schweigen. (1989)

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Missstände

Ein Nachrichtenmagazin berichtet über den Wahlkampf in Berlin, über Filz und politische Fehlleistungen der bislang Regierenden. In diesem Zusammenhang wird erwähnt, Kripo-Beamte seien im Ressort eines bis dato von Filzvorwürfen unbelasteten Senators auf korruptionsverdächtige Vorgänge gestoßen. Wörtlich heißt es: »Statt jedoch der Sache auf dem Dienstweg nachzugehen, formulierten sie ihre Ermittlungsresultate in einem Brief – „Aktion Sauberkeit“ - und baten die Staatsanwaltschaft um Übernahme.« Abschließend wird mitgeteilt, dass der Senator die Filzvorwürfe bestreitet. Darüber hinaus beschwert sich der Senator beim Deutschen Presserat. Er hält die Behauptung, der anonyme Brief sei von Kriminalbeamten verfasst, für nicht belegt, und sieht In der Veröffentlichung eine Ehrverletzung. (1989)

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Trennung von Text und Anzeigen

Auf sechs redaktionell gestalteten Seiten einer Lokalzeitung wirbt eine Partei für ihre Politik. Die Seiten sind am oberen Rand mit dem Wort »Anzeige« gekennzeichnet, ansonsten aber in gleicher Aufmachung wie die Rubriken »Sport« oder »Politik« mit der Bezeichnung »Pluspunkt« versehen. Zwei Leser halten diese Form der Parteiwerbung für bedenklich, da sie den Eindruck eines redaktionellen Textes erweckt. (1989)

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