Entscheidungen finden

Wie hat der Presserat entschieden?

Rüge, Missbilligung oder Hinweis, wie hat der Presserat entschieden? Hier können Sie online in der Spruchpraxis des Presserats eine Auswahl an Beschwerdefällen von 1985 bis heute recherchieren.

Bitte beachten: Im Volltext abrufbar sind nur Entscheidungen mit den Aktenzeichen ab 2024, z.B. 0123/24/3!

Nach detaillierten Richtlinien (z.B. 8.1) können Sie erst ab den Fällen aus 2024 recherchieren. Ältere Fälle werden nur unter der entsprechenden Ziffer (z.B. 8) angezeigt.

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Entscheidungsjahr
6657 Entscheidungen

Mehrere Beiträge über Missstände

Behörden ermitteln aufgrund von Anzeigen aus der Nachbarschaft gegen die Bewohner eines Hauses in einem bestimmten Viertel des Verlagsortes. Die Überschrift des Artikels lautet: „Brennpunkt ´Roma-Viertel´ in (…): Die Wahrheit der Behörden.“ Es ist die Rede von Dreck, von Frauen, die sich prostituieren müssen, von Kindern, deren Wohl gefährdet sei. Das sei die Wahrnehmung mancher Bewohner der Stadt, wenn von besagtem Viertel die Rede sei. Diese Wahrnehmung decke sich jedoch nicht mit der von Stadt- und Kreisverwaltung. Die Autorin des Beitrages informiert die Leser sowohl über die von Bürgern vorgebrachten Vorwürfe als auch über die Stellungnahmen der Behörden. Die Rechtsvertreterin des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma kritisiert, dass bereits in der Überschrift eine Kennzeichnung der Ethnie („Roma-Viertel“) vorgenommen werde, um dann die dort bestehenden Probleme mit der Zugehörigkeit zur Minderheit zu verknüpfen. Armut und Perspektivlosigkeit seien kein ethnisches Problem, sondern Folge des tiefverwurzelten Anti-Ziganismus, unter dem Roma bis heute leiden müssten. Über Brennpunkte der Mehrheitsgesellschaft werde auch nicht mit Hinweis auf die Herkunft berichtet, sondern durch die Darstellung der sozialen Probleme. Der Hinweis auf die Abstammung bewirke, dass bestehende negative Vorurteile und Klischees gegenüber der Minderheit bestätigt würden und ein Klima des Hasses geschaffen werde. Die Autorin des Beitrages nimmt Stellung und stellt fest, dass es nicht ihre Absicht gewesen sei, die Ethnie der Sinti und Roma zu diskriminieren. Die namentliche Erwähnung der Ethnie wolle sie in den Kontext mit der gesamten Berichterstattung zu dem Thema stellen. Der kritisierte Artikel reihe sich ein in eine Vielzahl von Beiträgen. In diesen sei es um zwei Brände in dem besagten Stadtviertel gegangen und dann auch um Probleme wie Prostitution, Kindeswohlgefährdung etc. Die Autorin schreibt, dass sie in ihren Beiträgen die Behauptungen und Beobachtungen von Anwohnern den Antworten der Behörden gegenüber gestellt habe. Da sich die Anwohner-Kritik gezielt auf die Ethnie der Sinti und Roma bezogen habe und nicht auf andere Bewohner des Viertels, habe in diesem Kontext die Minderheit genannt werden müssen. Sie sei sich bewusst – so die Autorin -, dass Umgang und Miteinander zwischen verschiedenen Nationalitäten und Ethnien nicht immer einfach seien und einer sensiblen Berichterstattung bedürften. Diese dürfe aber nicht so weit führen, dass Kritik verschwiegen und Fakten nicht beim Namen genannt werden dürften.

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Nicht das Video ist furchtbar, sondern die Tat

„Dieser Junge twitterte live aus der Amok-Schule“ titelt die Online-Ausgabe einer Boulevardzeitung. Es geht im Beitrag um einen Amoklauf an der Marjory Stoneman Douglas Highschool in Parkland (Florida). Zum Artikel ist ein Video gestellt, das das Verbrechen zeigt. Eine Leserin der Zeitung hält vor allem das Video für unangemessen sensationell, da es Kinder und Jugendliche zeige, die um ihr Leben fürchten. Die Redaktion antwortet mit dem Hinweis, dass es sich bei dem kritisierten Video um eine nachrichtliche und chronologische Schilderung der Geschehnisse handele. An keiner Stelle werde auf unverhältnismäßige Weise Leid zur Schau gestellt. Belange des Jugendschutzes würden nicht verletzt. Die Szene aus dem Klassenzimmer sei nur sieben Sekunden lang und dokumentiere, wie Lehrer und Schüler sich schützten. Ihr Schrecken manifestiere sich dabei nicht durch die Darstellung von Kindergesichtern, sondern ausschließlich über den eindringlichen Ton. Dieser sei in der Tat schockierend, belege jedoch den Schrecken, den derartige Taten verbreiteten. Furchtbar sei nicht das Video, sondern die Tat selbst.

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Tatverdächtigen in der Zeitung erkannt

„Hier wird G20-Chaot abgeführt“ titelt die Online-Ausgabe einer Boulevardzeitung. Sie zeigt das Foto und auch ein Video eines „G20-Randalierers“, der in Handschellen in ein Gerichtsgebäude gebracht wird. Die Zeitung berichtet, der gesuchte Kevin D. sei am Tag, an dem die Zeitung über sein Abtauchen berichtet habe, festgenommen worden. Ein Leser habe ihn aufgrund des Zeitungsberichts erkannt und die Polizei alarmiert. Die Redaktion stellt zum Bericht ein Foto von Kevin D., das ihn während des Hamburger G20-Gipfels vor brennenden Barrikaden zeigt. Kevin D. habe sich anfangs den Behörden selbst gestellt, sei aber dann untergetaucht. Deshalb sei „die Polizei dann wieder zur Fahndung ausgerückt“. Ein Leser vermutet hinter der Berichterstattung die Absicht, einen Medienpranger für den Heranwachsenden Kevin D. aufzubauen. Er vermutet einen Verstoß gegen die Unschuldsvermutung nach Ziffer 13 des Pressekodex. Dafür spreche die unverpixelte Aufnahme des Verhafteten mit der Bemerkung im Text: „Jetzt bekommt er seine gerechte Strafe.“ Gerade das Alter des Tatverdächtigen und die Tatsache, dass er sich selbst gestellt habe, sollten zur Zurückhaltung mahnen. Die unverpixelte Darstellung zerre den Mann ebenso in die Öffentlichkeit, wie die Nennung seines Wohnortes. Der Beschwerdeführer wirft der Zeitung vor, sich als verlängerter Arm der Justiz zu sehen. Der Chefredakteur der Zeitung versteht nicht, wie diese Beschwerde die „Hürde“ der Vorprüfung habe überwinden können. Der Presserat habe wiederholt entschieden, dass über die G20-Krawallschläger identifizierend berichtet werden dürfe. Wenn sogar die identifizierende Veröffentlichung bloß Tatverdächtiger presseethisch nicht zu beanstanden sei, dann müsse die Berichterstattung über einen geständigen Gewalttäter erst recht zulässig sein. Der Chefredakteur spricht von völlig haltlosen Vorwürfen des Beschwerdeführers. Diese seien so abwegig, dass darauf nicht weiter eingegangen werden müsse.

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Nicht zu Straftaten aufgerufen

Die Online-Plattform eines Zeitschriftenverlages veröffentlicht einen Kommentar unter der Überschrift „Warum Fahrverbote nicht selber machen?“ Thema im Beitrag ist die Debatte über Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, die von den Gerichten immer wieder vertagt würden. Der Autor vermisst die außerparlamentarische Umweltbewegung: „Warum gab es keinen Aufruf, die Zeit bis zur gerichtlichen Entscheidung zu nutzen, um schon mal in Eigenregie ein Fahrverbot umzusetzen? Man hätte nur am Samstagmittag zum Flashmob auf diesen Straßen aufrufen sollen“, schreibt er. Ein Leser sieht in mehreren Passagen des Artikels Aufrufe zu Straftaten und wendet sich deshalb mit einer Beschwerde an den Presserat. Der Justiziar des Verlages nimmt nach Rücksprache mit dem Kommentator Stellung. Der Vorwurf an den Verlag, zu Straftaten aufzurufen, decke sich nicht mit den Formulierungen im Kommentar. Selbst wenn sich solche Aufrufe im Beitrag fänden, wären diese nicht strafbar. Es gehe in diesem Fall um einen Kommentar, in dem sich der Autor mit der Reaktion der deutschen Umweltbewegung auf die Diskussion rund um Fahrverbote für Dieselautos beschäftige. Der Autor erhebe keine eigenen Forderungen, sondern stelle lediglich die Frage zur Diskussion, was die Umweltbewegung tun könnte. Die vorgeschlagenen Punkte mache er sich nicht zu Eigen. Darüber hinaus dürfte es nach der gängigen Rechtsprechung nicht einmal strafbar sein, zur vorübergehenden Blockade von Straßen im Rahmen von politischen Diskussionen aufzurufen.

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Wer steckt hinter den Hackerangriffen?

„Russische Hacker greifen Bundesregierung an“ titelt eine überregionale Tageszeitung. Es geht um einen Hackerangriff auf ein Datennetzwerk der Bundesregierung. Das Netzwerk - so die Zeitung – sei von Spionen einer mutmaßlich russischen Hackergruppe angegriffen worden. Laut dpa gingen Sicherheitskreise davon aus, dass die russische Hackergruppe „APT 28“ für den Angriff verantwortlich sei. Dies sei jedoch ungewiss. Seit Jahren schon greife „APT 28“ strategische Gegner Russlands an. Fachleute hätten ihnen die Angriffe auf die Präsidentenkampagnen von Hillary Clinton und Emmanuel Macron sowie auf den Bundestag im Mai 2015 zugeordnet. Ein Leser der Zeitung meint, es sei nicht erwiesen, dass die Hacker aus Russland kämen. Die NSA (National Security Agency der USA) besitze Programme, die Hackerangriffe so tarnen könnten, dass der Eindruck entstehe, dass andere Länder dafür verantwortlich seien. Mit der Überschrift im kritisierten Beitrag werde suggeriert, dass die russische Regierung hinter dem Hackerangriff stecke. Geschäftsführer und Justiziarin der Zeitung nehmen Stellung. Der Beschwerdeführer trage vor, es sei nicht erwiesen, dass die Hacker aus Russland kämen. Dieser Eindruck werde jedoch von der Redaktion suggeriert. Das sei nicht nachvollziehbar. Die Autoren wiesen im Beitrag gerade darauf hin, dass die Aufklärung des Sachverhalts zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels noch nicht abgeschlossen gewesen sei. Ein Verstoß gegen Ziffer 13 des Pressekodex (Unschuldsvermutung) könne aufgrund der Überschrift ohnehin nicht vorliegen. Der Beschwerdeführer verkenne, dass Überschriften keine eigenen, selbstständig angreifbaren Sachaussagen enthielten.

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Russe in Deutschland fühlt sich verunglimpft

„Russen-Tief schiebt Märzwinter nach Deutschland“ titelt die Online-Ausgabe einer Boulevardzeitung. Im Beitrag geht es um eine Wetterprognose: In den nächsten Tagen werde es wieder kälter, da russische Kaltluft nach Deutschland ströme. Beschwerdeführer ist in diesem Fall ein in Deutschland lebender Russe, der sich nach eigenen Angaben als Russe in Deutschland von der Zeitung regelmäßig verunglimpft fühlt. Das Präfix Russen-XYZ werde immer wieder von der Redaktion verwendet und solle immer etwas Negatives symbolisieren. Bei anderen Nationalitäten verwende die Zeitung Adjektive und nicht den Nationalitäten-Präfix. Dieser erinnere – so der Beschwerdeführer – an die Nazizeit. Er sei rassistisch und verunglimpfend. Leserbriefe zum Thema seien von der Redaktion bislang immer ignoriert worden. Der Chefredakteur der Zeitung hält die Beschwerde für absurd. Die Formulierung „Russen-Tief“ sei erkennbar eine zugespitzte Bezeichnung für ein Tief, das Mitteleuropa aus Richtung Osten erreicht. Die zum Beitrag gestellte Karte zur Großwetter-Lage mache deutlich, dass sich das Tief zum Zeitpunkt der Berichterstattung noch über Russland befunden habe. Mit der gewählten Formulierung sei keinerlei Diskriminierung verbunden.

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Schuldfrage ist nicht endgültig geklärt

Eine Boulevardzeitung berichtet unter der Dachzeile „Syrien-Massaker – Nervengift-Anschlag in Europa – Mays Ultimatum ignoriert“ und der Überschrift „Wie weit geht Putin noch?“ über Reaktionen auf einen Gift-Anschlag in Großbritannien und Luftangriffe in Syrien. Zwei Leser der Zeitung wenden sich mit einer Beschwerde an den Presserat. Sie sehen in der Überschrift einen Verstoß gegen Richtlinie 13.1 des Pressekodex (Vorverurteilung). Weder ein Massaker in Syrien noch ein Gift-Anschlag in Großbritannien seien nachgewiesen. Der Chefredakteur der Zeitung teilt mit, es sei offizielle Position der Bundesregierung (und etwa 30 anderer Staaten), dass Russland hinter dem Nervengiftanschlag auf Sergey Skripal und seine Tochter stecke. Deshalb habe die Bundesrepublik russische Diplomaten ausgewiesen. Bei den „Massakern in Syrien“ sei es um russische Bombenangriffe auf Ost-Ghouta gegangen, denen in den ersten Monaten des Jahres 2018 nach Schätzungen etwa 1700 Zivilisten zum Opfer gefallen seien. Amnesty International habe die Luftangriffe Russlands als Kriegsverbrechen bezeichnet. Auch Human Rights Watch habe die russischen Angriffe als „gesetzeswidrig“ verurteilt. Sie seien ausgeführt worden, um Ost-Ghouta „auszulöschen“.

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Titelseite: James Bond lässt grüßen

Das Cover eines Nachrichtenmagazins zeigt eine Überschrift „Todesgrüße aus Moskau“ und die Unterzeile „Der Giftanschlag und der neue Kalte Krieg“. Damit kündigt die Redaktion eine umfangreiche Berichterstattung im Innern des Heftes zu dem Giftanschlag auf den Ex-Agenten Sergej Skripal in Großbritannien an. Ein Leser des Magazins kritisiert die Schlagzeile. Damit unterstelle die Redaktion eine bewiesene Schuld russischer Täter an dem Mordanschlag auf den einstigen Doppelagenten. Da dieser Beweis bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch gefehlt habe, verstoße die Schlagzeile in eklatanter Weise gegen Ziffer 13 des Pressekodex, insbesondere gegen Richtlinie 13.1 (Vorverurteilung). In der Vorprüfung wurde die Beschwerde als offensichtlich unbegründet bewertet. Die Titelseite spiele mit ihrem Titel „Todesgrüße aus Moskau“ hinreichend erkennbar auf den Titel „Liebesgrüße aus Moskau“ eines James-Bond-Films an. Dass die Redaktion mit der Titel-Gestaltung eine redaktionelle Tatsachenbehauptung aufstellen wollte in dem Sinne, dass Russland erwiesenermaßen für die Tat verantwortlich sei, sei nicht ersichtlich. Im Text werde dargestellt, dass die britische Regierung es in hohem Maße für wahrscheinlich halte, dass Russland für den Angriff verantwortlich sei. Es wird auch darauf hingewiesen, dass Moskau dagegenhalte mit der Aussage, nichts mit der Sache zu tun zu haben. Der Beschwerdeführer legt Einspruch gegen die Entscheidung in der Vorprüfung ein. Der Nachweis, dass seine Beschwerde „offensichtlich unbegründet ist“, sei in der Begründung nicht geführt worden. Grundlage der Prüfung sei Ziffer 2 (Journalistische Sorgfaltspflicht) des Pressekodex gewesen. Er – der Beschwerdeführer – habe seine Beschwerde jedoch unter Berufung auf Ziffer 13, Richtlinie 13.1 (Vorverurteilung) eingereicht. Er stellt auch einen Befangenheitsantrag gegen ein Mitglied des Beschwerdeausschusses. Dieses arbeite als Justiziarin in dem Verlag, der Großaktionär des Magazin-Verlages sei.

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Bericht über Speiseeis mit Totenkopf bebildert

Wissenschaftler sollen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat in Speiseeis-Proben aus Deutschland und drei weiteren europäischen Ländern gefunden haben. Die Online-Ausgabe einer Regionalzeitung berichtet über den Vorgang. Im Text heißt es, der festgestellte Glyphosat-Wert befinde sich unterhalb der Grenzwerte, berge aber aufgrund der veralteten Richtwerte ein Gesundheitsrisiko. Der Hersteller des Speiseeises weise die Vorwürfe zurück. Der Artikel ist illustriert mit einem Symbolbild, das die Beschriftung „Glyphosat (360g/l)“ zeigt. Diese ist unterlegt mit einem orange-farbenen Totenkopf. Der Bildtext lautet: „Glyphosat wird weltweit zur Unkrautvernichtung eingesetzt. Quelle: Imago/Christian Ohde“. Der Beschwerdeführerin geht es bei ihren diversen Beschwerden gegen mehrere Medien um das verwendete Foto. Ihrer Meinung nach handele sich dabei um eine Fotomontage. Auf der Website des als Urheber genannten Fotografen sei eine Reihe von Bildern zu sehen. Eindeutig werde bei Durchsicht der Bilder belegt, dass es sich bei der Totenkopf-Abbildung auf dem Glyphosat-Bild um eine Montage des genannten Fotografen handele. Diese sei nicht als solche gekennzeichnet. Die Darstellung suggeriere dem Leser, das Glyphosat stark giftig sei. Diese Beiträge verstießen somit allesamt gegen die Richtlinie 2.2 des Pressekodex (Symbolfoto).Die Montage könnte beim flüchtigen Lesen als dokumentarische Abbildung aufgefasst werden. Die Montage hätte entsprechend kenntlich gemacht werden müssen oder – besser noch – gar nicht erst verwendet werden dürfen. Ein Vertreter des Verlags teilt mit, das kritisierte Bild sei ohne den Montage-Hinweis über Imago verbreitet worden. Die gezeigte Abbildung passe zur Textberichterstattung, gegen die sich die Beschwerde nicht richte. Die Beschwerdeführerin schreibe selbst zutreffend, dass das Totenkopfsymbol für „giftig“ stehe. Genau dies sei die Aussage des Textes: Forscher vertreten die Auffassung, dass Glyphosat in Lebensmitteln auch in Konzentrationen unterhalb des Grenzwertes bei regelmäßigem Verzehr giftig sei. Insoweit sei die Aussage des Bildes, anders als die Beschwerdeführerin schreibe, nicht irreführend oder sachlich falsch, sondern entspreche den Forschungsergebnissen, über die im Text berichtet werde.

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Klauen nur arme Leute im Supermarkt?

Eine politische Wochenzeitung schreibt über den ersten App-gesteuerten Supermarkt von Amazon. Das Neue daran: „Der Kunde kann die Waren einfach mitnehmen, registriert und bezahlt werden sie durch eine App, der Gang zur Kasse entfällt.“ Der Kommentar unter der Überschrift: „Abstinenz und Misstrauen: So beginnt der Kampf gegen die Macht der Tech-Monopole“ setzt sich kritisch mit dem neuen Konzept auseinander. Ein Leser stört sich an diesem Satz aus dem Kommentar: „Man muss kein Nostalgiker sein, der den Plausch mit der Kassiererin vermissen wird, um sich dafür zu fürchten, was das für Folgen hat – oder sich Sorgen zu machen um die Menschen, für die es aufgrund ihrer Armut durchaus wichtig sein kann, dass sie im Supermarkt bisher auch einmal etwas mitgehen lassen konnten.“ Der Beschwerdeführer sieht darin eine diskriminierende Verallgemeinerung im Sinne der Ziffer 12 des Pressekodex, weil sie suggeriere, dass Ladendiebe überwiegend arme Menschen sind. Die Autorin stilisiere ein strafrechtlich relevantes Verhalten zu einer notwendigen Überlebensstrategie hoch. Nach Ansicht des Beschwerdeführers ist dies skandalös und mit seriöser Pressearbeit auf der Basis unserer Verfassungs- und Rechtsordnung nicht zu vereinbaren. Deshalb sieht der Beschwerdeführer auch einen Verstoß gegen das Wahrhaftigkeitsgebot nach Ziffer 1 des Pressekodex. Schließlich verletze die Behauptung die Menschenwürde von armen Menschen. Die Zeitung nimmt zu der Beschwerde nicht Stellung.

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