Interview mit einem Kind
Eine Boulevardzeitung beschreibt die Selbsttötung eines 17jährigen, der von Spaziergängern im Wald gefunden wird. Der Junge war nach einem Schnitt in den Hals verblutet. Die Zeitung vermutet Liebeskummer als Motiv der Tat und zitiert die 12jährige Schwester des Verstorbenen, die mit Vornamen genannt wird. Auch der Vorname, der abgekürzte Nachname, das Alter, der Beruf und die Arbeitsstelle des Toten werden Bekannt gegeben. Ein Bruder des 17jährigen schaltet den Deutschen Presserat ein. Das Telefonat mit der minderjährigen Schwester hält er für eine fragwürdige Recherche. Diese werde mit Sätzen zitiert, die sie niemals gesagt habe. Die Umstände des Todes seien falsch wiedergegeben. Da der Autor des Beitrags sich bei der betroffenen Familie schriftlich entschuldigt habe, betrachtet die Chefredaktion des Blattes den Fall als erledigt. (1995)