Mutmaßungen über eine Kapelle
Keine Belege für die Nutzung durch ein Sado-Maso-Studio
Eine Boulevardzeitung stellt die Frage, ob die Kapelle einer kleinen katholischen Gruppe, die sich aus Rumänen, Griechen, Ukrainern, Türken, Arabern und einigen Deutschen zusammensetze und noch nach altem byzantinischen Ritus feiere, ein Sado-Maso-Studio werde. Die Zahl der Rumänen und Ukrainer sei inzwischen so groß geworden, dass sie eine eigene Gemeinde gründen wolle. Und für den Rest lohne es sich nicht mehr, eine eigene Kirche zu unterhalten. Zitiert wird ein Diakon, der von einer Tragödie spricht, wenn das Gotteshaus so enden würde. Aber leider sei genau das zu befürchten. Besitzer einschlägiger Etablissements hätten bereits Interesse bekundet, stellt die Zeitung fest. Dem Beitrag beigestellt sind Fotos der Außenansicht der Kirche, einer Innenansicht während des Gottesdienstes und des Rücken- und Hinterteils einer Domina. Die zuständige rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinde sieht durch die Veröffentlichung des Domina-Fotos im Zusammenhang mit der Kapelle die religiösen Gefühle der Betroffenen verletzt und beschwert sich darüber beim Deutschen Presserat. Die ganze Geschichte sei erfunden und das Zitat des Diakons falsch. Es gebe keinerlei Hinweise auf die Nutzung der Kapelle als Sado-Maso-Club. Die Chefredaktion der Zeitung erklärt, dass sich der Artikel der eingängigen Bildsprache des Boulevardjournalismus bediene. Die Fakten seien indes keineswegs aus der Luft gegriffen. So habe sich u.a. ein namentlich bekanntes Sado-Maso-Studio ebenso wie eine religiöse Sikh-Gruppierung nach den Räumlichkeiten der Kapelle erkundigt. Der Diakon habe sich im Gespräch mit dem Redakteur des Blattes wie wiedergegeben geäußert. Den Inhalt des Gesprächs habe der Betroffene dann auch in einem Brief an seinen Vorgesetzten bestätigt. Auf Nachfrage des Presserats teilt die zuständige Hausverwaltung mit, dass bei ihr zu keiner Zeit, weder seitens der genannten Club-Bar noch seitens der Redaktion der Zeitung eine Anfrage über die etwaige künftige Nutzung der Kirchenräume ab dem Jahre 2002 eingegangen sei. Da bis vor kurzem mit dem bisherigen Mieter noch Verhandlungen über den möglichen Erwerb der Kirche geführt worden seien, erkläre es sich von selbst, dass man das Mietobjekt anderweitig noch nicht angeboten habe. Auf Anfrage teilt der in dem Artikel erwähnte Diakon dem Presserat mit, dass die Idee mit dem Sado-Maso-Center nicht von ihm stamme. Seine gegenüber der Redaktion gemachte Aussage laute wie folgt: „Es besteht die Gefahr, dass dort alles reinkommen kann, wenn wir raus müssen“. Gerade in der letzten Woche habe er anlässlich eines Gesprächs mit dem Hauseigentümer bzw. seinem Verwalter erfahren, dass man damit rechne, den Gemeindesaal an ein Fitness-Studio zu vermieten. (2001)