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Hellseherin mit angeblich hoher Trefferquote

Redaktion: „Die Leser können sich ein eigenes Bild machen“

Eine Lokalzeitung berichtet online über eine Hellseherin, die am Verlagsort tätig ist. Ihre Kunden suchten die Frau mit den verschiedensten Fragen auf. Dabei gehe es unter anderem um Beziehungsprobleme. Selbst Skeptiker der Hellseherin – so die Zeitung – seien über deren Trefferquote verblüfft. Die Frau bekommt im Bericht ausgiebig Raum zur Selbstdarstellung. Unter anderem gibt sie an, ihre Quote liege grundsätzlich bei 99 Prozent. Am Ende des Beitrages beantwortet sie Fragen der Redaktion zu lokalen Themen des tags darauf beginnenden neuen Jahres. Ein Leser der Zeitung wendet sich mit einer Beschwerde an den Presserat. Nach seiner Meinung geht es in dem kritisierten Beitrag nicht um Berichterstattung, sondern um Werbung für eine nach seinen Worten betrügerische Unternehmung. Der stellvertretende Chefredakteur der Zeitung teilt in seiner Stellungnahme mit, ein freier Mitarbeiter habe die „Wahrsagerin“ zu ihrer Tätigkeit befragt. Die Redaktion gehe davon aus, dass die Leser mit dem Beitrag in die Lage versetzt worden seien, sich eine eigene Meinung zu bilden. Werbliche Elemente kämen in dem Artikel weder in sprachlicher Form, noch in Form von Informationen (Kontakt, Preise usw.) vor.