Sich selbst als „Landfahrerin“ bezeichnet
Nennung der ethnischen Zugehörigkeit in einem Strafverfahren
Unter der Überschrift „Zwei Eheringe aus Schlafzimmer geklaut“ berichtet eine Lokalzeitung über das Strafverfahren gegen eine 50-Jährige. Diese hatte eine ältere Frau aufgesucht, um ihr Decken zu verkaufen. Dabei hatte sie die Gelegenheit zum Diebstahl genutzt. Im Bericht wird die Angeklagte als „Landfahrerin“ bezeichnet. Der Zentralrat deutscher Sinti und Roma sieht in dem Artikel einen Verstoß gegen Ziffer 12 des Pressekodex. Die Minderheiten-Kennzeichnung sei für das Verständnis des berichteten Tathergangs nicht erforderlich und schüre Vorurteile. Er wendet sich an den Deutschen Presserat. Der Chefredakteur der Zeitung hält die Beschwerde für unbegründet. Nach seiner Auffassung ist das Wort „Landfahrer“ keineswegs ein Synonym für die Bezeichnungen Sinti und Roma. Des Weiteren handele es sich um einen Gerichtsbericht, der sachlich die Fakten aufliste und sich jeder Bewertung enthalte. Die Bezeichnung der Angeklagten als „Landfahrerin“ sei schon deshalb geboten gewesen, da die Frau selbst die ihr vorgeworfenen Delikte in einen Zusammenhang mit ihrem Leben als Landfahrerin gebracht habe. (2006)