Die Karikatur darf übertreiben
Kritik an Israels Politik ist nicht mit Antisemitismus gleichzusetzen
„Israel wehrt sich“ lautet der Titel einer Karikatur, die in einer Tageszeitung erscheint. Zu sehen ist ein Panzer mit israelischer Flagge, der durch eine Trümmerwüste rollt. Vor dem Fahrzeug liegen einige tote Kinder. In der Sprechblase des Panzerfahrers heißt es: “Es ging nicht anders. Unser Auftreten hätte bei diesen Kindern so einen Has erzeugt, dass aus ihnen später lauter Selbstmordattentäter geworden wären!“ Der Beschwerdeführerin zufolge vermittelt die Karikatur eine „merkwürdige Botschaft“. Sie habe niemals in einer politischen Karikatur tote Kinder gesehen. Sie frage sich, ob jemand darüber lächeln oder gar lachen solle. Die Chefredaktion der Zeitung lässt den Autoren selbst Stellung nehmen, feststellt, der Sinn einer Karikatur sei nicht zwingend, dass man über sie lächeln oder lachen solle. Sie solle nachdenklich stimmen, aufrütteln, alarmieren, die Augen öffnen und natürlich dürfe die Karikatur wie jede andere Kunstform auch übertreiben. Die politische Karikatur habe eine lange Tradition mit Beispielen bitterbösere Satire, Sarkasmus und Polemik, durch die „das Lachen im Halse stecken bleibt“. Sinn der Darstellung von Gräueln sei immer schon gewesen, gegen sie zu protestieren und ihre Urheber anzuklagen. Man solle sich eher über das Töten von Kindern und anderen Zivilisten beschweren als über den Versuch, das Töten auf satirische Weise zu kritisieren. (2009)