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Ahmadinedschad sinngemäß richtig zitiert

Iranischer Präsident fordert Zuhörer auf, „Tod Israel“ zu rufen

Kritik von vielen Seiten wird laut, als Barack Obama seine Bereitschaft erklärt, im Fall seiner Wahl zum US-Präsidenten mit dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad sprechen zu wollen. Eine überregionale Zeitung berichtet darüber. Sie zitiert dabei den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain indirekt und direkt wie folgt: „Obama müsse dem amerikanischen Volk erklären, was er mit einem Mann wie dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad besprechen wolle, der den Terrorismus unterstützt, den Holocaust leugnet, für den Tod tapferer amerikanischer Soldaten verantwortlich ist und Israel von der Landkarte auslöschen will“. In einem weiteren, später erscheinenden Artikel schreibt die Zeitung: „Tatsächlich bedrohen das iranische Atomprogramm und der Wunsch des iranischen Präsidenten, Israel von der Landkarte zu wischen, die gesamte Erde, allen voran die in der Umgebung Irans liegenden Staaten Asiens und Europas.“ Die Formulierung „…von der Landkarte zu wischen“ oder das Land von der Landkarte „zu tilgen“ ist in ähnlichem Wortlaut von allen großen Nachrichtenagenturen und vielen deutschen Zeitungen und Zeitschriften wiederholt worden. Zwei Leser der Zeitung kritisieren eine ihrer Meinung nach falsche Übersetzung der Rede des iranischen Präsidenten. Sie berufen sich auf eine Übersetzung des Sprachendienstes des Deutschen Bundestages. Danach sagte Ahmadinedschad: „Unser lieber Iman (Khomeni) sagte auch: Das Regime, das Jerusalem besetzt hält, muss aus den Annalen der Geschichte getilgt werden. In diesem Satz steckt viel Weisheit“. Die anerkannte Islam-Wissenschaftlerin Katajun Amirpur sei zu einer ähnlichen Übersetzung gekommen. Sie gibt das Zitat so wieder: „Dieses Besatzerregime muss von den Seiten der Geschichte (wörtlich: Zeiten) verschwinden“. Nach Ansicht der Beschwerdeführer bedeute dies – weniger blumig ausgedrückt -: „Das Besatzerregime muss Geschichte werden“. Dies sei keine Aufforderung zum Vernichtungskrieg, sondern die Aufforderung, die Besatzung zu beenden. Strittig bleibe lediglich, ob der Sinn der Aussage eher durch ein transitives Wort wie „tilgen“ oder eher durch ein intransitives Wort wie „verschwinden“ getroffen werde. Die Zeitung teilt mit, dass das umstrittene Zitat zunächst von der staatlichen iranischen Rundfunkanstalt verbreitet worden sei. Quelle der Übersetzung sei also der iranische Staat selbst. Erst danach sei die Übersetzung von den westlichen Agenturen aufgegriffen worden. Die Äußerung von John McCain sei korrekt und vollständig wiedergegeben worden. In Anführungszeichen gesetzt sei das Zitat als solches erkennbar gewesen. Das Blatt weist darauf hin, dass Ahmadinedschads Rede mit der Aufforderung an seine Zuhörer begonnen habe, die Parole „Tod Israel“ richtig und vollständig auszurufen. (2008)