Kleiner Junge von Bus überrollt
Zeitung veröffentlicht Zeichnung vom Moment des tödlichen Unfalls
Unter der Überschrift „Warum ist der Fahrer einfach losgefahren?" berichtet eine Boulevardzeitung über den tödlichen Unfall eines dreijährigen Kindes. Mit Hilfe einer Zeichnung wird der Moment des Unfalls gezeigt: Der Kopf des Kindes liegt unter einem Reifen des gerade abfahrenden Busses. Drei andere Kinder laufen rufend und winkend hinter dem Fahrzeug her. Der Untertitel der Zeichnung lautet: „Mohammed von Bus überrollt. Warum ist der Fahrer einfach losgefahren? Der Moment des schrecklichen Unfalls, wie ihn der (…)-Zeichner sieht". Eine Leserin der Zeitung kritisiert, dass der Bericht den Eindruck erwecke, dass der Busfahrer den Unfall verschuldet habe. Die Illustration zeige den Moment des Unfalls. Sie sei sensationslüstern und menschenverachtend. Die Rechtsabteilung der Zeitung steht auf dem Standpunkt, dass der Bericht den Busfahrer nicht vorverurteile. Auch sei die Illustration nicht sensationell im Sinne der Ziffer 11 des Pressekodex. Mit der als Frage formulierten Überschrift sei keine Schuldzuweisung an den Busfahrer verbunden. Ein Verstoß gegen die Menschenwürde sei auch nicht festzustellen, da von einer Herabwürdigung des Opfers zum bloßen Objekt nicht gesprochen werden könne. Die Illustration erscheine auf den ersten Blick als Zeichnung. Der getötete Junge sei auf ihr nicht zu erkennen. (2010)